18 Nov
2015

Für Führungskräfte und Arbeitgeber: Am Konflikt das Positive sehen – Zwei Seiten der Medaille

Kennen Sie das: Das Leben hat gerade eine riesige Fuhre Mist auf Ihren frisch manikürten Golfrasen gekippt. Ich meine keine kleine Schubkarre, auch nicht die Ladung vom Pick-up sondern einen Tieflader voll. 20 Tonnen. Den Misthaufen nennen Sie „Problem“, „Krise“ oder was auch immer Sie bisher für Etiketten gefunden haben, um sich selbst zu bemitleiden. Ja, richtig gehört: Selbstmitleid ist eines der ersten Gefühle, das sich Bahn bricht. Neben Wut, Trotz und Ärger ist das Selbstmitleid ein „prima“ Lösungs-Verhinderer und es führt dazu, dass Sie das „Problem“ einem anderen zuschreiben. Irgendjemand muss daran „schuld“ sein, dass Ihnen das passiert ist. Nun ist es aber leider so, dass Sie immer in der Nähe sind, wenn Sie ein „Problem“ haben. Es hat also, so leid es mir tut, mit Ihnen zu tun. Und ich rede nicht von „Schuld“. Sie sind nicht „schuld“. Im ersten Schritt auf dem Weg zur Lösung hat es nur etwas mit Ihnen zu tun. Und nun weiter: Sie sind Unternehmer/in und nicht Unterlasser/in. Sie führen Menschen. Sie gehen voran. Sie sitzen nicht einfach rum und heulen. Verstehen Sie mich nicht falsch. Heulen, aufs Kissen hauen oder in die Tischkante beißen ist auch mal o.k., wenn es dazu führt, sich mit Ohnmachtsgefühlen wirklich auseinander zu setzen und diese zu integrieren. Doch was machen wir danach mit dem Haufen Mist?

Da es Ihr Gehirn ist, mit dem Sie den Dingen um Sie herum eine Bedeutung geben, ist es auch Ihr Gehirn, das diesem Misthaufen das Positive, das darin steckt abgewinnen darf. Die Wahrheit ist doch, dass es das Leben immer gut mit Ihnen meint. Schauen Sie mal in den Spiegel und finden Sie heraus, wie gut es Ihnen geht, wie gut Sie aussehen, was Sie für tolle Menschen um sich herum haben, wie gut Sie ausgebildet wurden, wer das alles für Sie bezahlt hat usw. Die Tatsache, dass Sie da sind, ist der Beweis dafür, dass es das Leben gut mit Ihnen meint. Sie können es natürlich auch anders sehen aber das hilft Ihnen nicht weiter.

In dem Haufen Mist muss also ein Goldnugget versteckt sein und je größer der Haufen, um so größer das Goldnugget. Das ist ganz logisch, denn wo Licht ist, ist auch Schatten. Wo Leben ist, ist auch Sterben usw. Dabei sind die Enden der beiden Pole erst mal ganz neutrale Enden. Sie sind weder gut noch schlecht. Sie sind einfach und wir geben ihnen die Bedeutung. Wenn Sie eine Münze nehmen oder Medaille, dann hat die zwei Seiten. Sie können sie hin und her drehen. Eine Medaille ist auf jeder Seite gleich groß. Das heißt doch dann auch, dass ein großer Mist mindestens eine eben so große Chance für Sie bereit hält. Oder? Es kann gar nicht sein, dass eine dunkle Seite mit einer Fläche von einem Quadratkilometer eine helle Seite von einem Quadratmillimeter hat. Das geht nicht, denn dann wäre es keine Medaille mehr sondern ein Kegel. Und haben Sie über Kegel schon mal Sprichwörter oder Metaphern gehört – sehen Sie!

Was ich damit sagen will: Fangen Sie an, die Lösung zu finden, indem Sie im ersten Schritt Ihre Überzeugung innerlich ganz groß machen, dass in dem – mit Verlaub – Scheißding (!!!) ein verdammt großer Goldnugget steckt. Neben weiteren Möglichkeiten, des Selbst-Coachings ist das ein großer Schritt in Richtung Lösung, denn Sie fangen an, die Bedeutung zu ändern, die dieser arme unschuldige Misthaufen für Sie hat. Dadurch öffnen Sie sich für Lösungswege, die Sie bisher noch gar nicht denken konnten.

Und vielleicht, wer weiß, ist der Misthaufen der Goldnugget höchstselbst. Mist kann den Rasen auch düngen. Im Mist könnten Samen sein, die kleine Blümchen auf dem Golfrasen wachsen lassen. Ich weiß, da rollen sich Ihnen jetzt noch die Fußnägel hoch. Und warten Sie mal ab. Vielleicht ist der neue Greenkeeper, den Sie einstellen dürfen, um die Gänseblümchen wieder loszuwerden eine Offenbarung. Ein Mensch, der Ihr Unternehmen so voran bringt, wie Sie es sich nie geträumt haben. Oder Ihre Tochter pflückt Ihnen die Gänseblümchen und Sie merken, dass Sie sich zu wenig um die Familie gekümmert haben und finden einen Weg, wie Sie beides besser miteinander vereinbaren können. Vielleicht hilft Ihnen Ihr Sohn auch, den Misthaufen wieder auf den Tieflader zu schaufeln und Sie kommen endlich mal wieder mit dem Jungen ins Gespräch und geben ihm die Möglichkeit, ausnahmsweise mal Sie zu unterstützen und Sie spüren, wie gut Ihnen beiden das tut. Oder Ihr Abteilungsleiter X, dem Sie eigentilich nicht wirklich was zutrauen, ist Mitglied im ortsansässigen Erdbeerzüchterverein und kommt mit seinen Vereinskollegen, organisiert den Abtransport und düngt damit die Erdbeeren. So merken Sie, dass der Mann nicht der Spezialist ist, für den Sie ihn eingestellt haben sondern etwas ganz anderes hervorragend macht und Sie geben ihm dann genau diese Aufgaben. Was auch immer. Es gibt viele Lösungen für die Verarbeitung Ihres Misthaufens. Sie können sich über das Ding ärgern. Es ist jedoch deutlich angenehmer für Sie und Ihr Umfeld, wenn Sie die Bedeutung ändern und sich auf die Finde machen anstatt zu suchen. Wer sucht, findet nicht. Wer findet, braucht nicht zu suchen. Finder sind Magneten für Lösungen.

Sie dürfen sich natürlich auch von einem Coach/Anwalt helfen lassen. Und stellen Sie sich während des gesamten Prozesses immer wieder das Ergebnis vor. Zum Beispiel, wie Sie im Kreise Ihrer Lieben sitzen und bei einem guten Glas Rotwein die Story von dem Misthaufen erzählen. Sie lachen dabei und sind der Held/die Heldin, denn Sie haben es geschafft. Ihnen wird auf die Schulter geklopft. Sie bekommen anerkennende Blicke. Vielleicht werden Sie sogar ein bisschen angehimmelt. Wer weiß das schon ;-)

Bleiben Sie flexibel auch und gerade, wenn Ihnen zum heulen ist, denn wer flexibel ist führt. :-))

von: Dr. Sandra Flämig | Kategorie: Allgemein Blog Karriereberatung

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