18 Mrz
2013

Wenn nichts mehr geht – weiterarbeiten unter schwierigen Bedingungen – aus der Sicht der Psychologin/Coach

Innere Kündigung, Mobbing, Umstrukturierungen oder andere Umstände können dazu führen, dass die Situation am Arbeitsplatz unerträglich wird. Meist muss man jedoch aus strategischen, finanziellen oder arbeitsrechtlichen Gründen weiter arbeiten und kann nicht mit sofortiger Wirkung aus dem Arbeitsverhältnis aussteigen. Was nun?

Es gibt kein Rezept, doch einige thematische Gemeinsamkeiten: Meistens ist es die Enttäuschung, die vorherrscht: Enttäuscht über das Verhalten der anderen, über das Unverständnis, über das Nicht-so-gesehen-werden- wie ich bin. Misstrauen macht sich breit, denn „wer mich so behandelt, dem  kann man nicht mehr trauen“ sagte letztens ein Betroffener zu mir. Oft sind es „kleine“ Verhaltensweisen, die ein Set von unangenehmen Gefühlen auslöst: das „stichelnde“ Wort eines Kollegen, das Wegdrehen des Kopfes um Blickkontakt zu vermeiden, die Nichtbeachtung in Emailverteilern uvm. Hinzukommt, dass die Gedanken um die Zukunft im Kopf Kreise drehen und sich Ängste und Sorgen breit machen. Wie will man da noch motiviert und fehlerlos arbeiten?

Nur wer dabei sich selbst im Blick hat, der kann aus dieser persönlichen und beruflichen Krisensituation heil herauskommen. Vermutlich kommen durch die Situation längst verschüttete, vergessen und „abgehakte“ Erinnerungen an ähnliche Erlebnisse, Gefühle oder Themen hoch. Ureigene Ängste werden aktiviert und man erinnert sich an Probleme, Verhaltensweisen und Sorgen, die man schon immer hatte und mit denen man so mehr schlecht als recht lebte. Hier nur mit dem Kopf, strategisch heranzugehen, wäre zu wenig. Denn gerade diese Art von Gefühlen wirken sich meist auch körperlich aus: Herzrasen vor Angst und Sorgen, Unruhezustände, weil man weitere Demütigungen nicht mehr aushält, Wut im Bauch die zu Magenschmerzen führt und Ähnliches. Diese wollen auch körperlich behandelt werden. Denn das Eigene wird und wurde durch die Enttäuschung und den Schmerz vermutlich oft unterdrückt, nicht gehört oder beiseite geschoben. Der Weg zu sich zurück ist jedoch ein Körperlicher. Damit Sie mit der Anspannung und dem Druck, die durch diese Mischung aus eigenen Gefühlen und der Situation  entstehen, umgehen können. Ein Schlüssel liegt hierbei im Atmen und in der Bewegung – die dazu führt, dass man sich aus der Machtlosigkeit hin zur eigenen Kraft bewegt.  Dann entstehen wieder Wahlmöglichkeiten und das Aushalten ist vielleicht gar kein Aushalten mehr sondern ein Durchleben der eigenen Themen und – wie dabei meistens – ein nachhaltiges Lernen.

von: Dr. Sandra Flämig | Kategorie: Arbeitswelt heute Blog

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