Es gibt sie immer wieder. Die Drucksituation, unter der ein Arbeitnehmer vom Arbeitgeber praktisch genötigt wird, einen Aufhebungsvertrag zu unterschreiben. Das ist brandgefährlich und sollte unbedingt vermieden werden. Nachstehendes Beispiel mag das verdeutlichen:
Ein Arbeitnehmer arbeitet in seiner Firma schon seit ein paar Jahren. Seit einiger Zeit knirscht es im Verhältnis zwischen Chef und Mitarbeiter. Der Grund ist einfach: Der Chef gibt den Druck weiter, den er selbst von seinen Kunden bekommt. Die wollen, dass immer schneller, immer preiswerter und immer flexibler gearbeitet wird. Es sollen auch blitzschnell neue Techniken, die beim Kunden angewendet werden, beherrscht werden. Das ist nur schwer möglich aber, um den Auftrag nicht zu verlieren, verspricht der Arbeitgeber, allen Anforderungen des Kunden zu entsprechen. Nun muss der Mitarbeiter ran. Er stößt dabei an seine Leistungsgrenze, geht vielleicht darüber hinaus aber schließlich scheitert er. Daraufhin bekommt der Arbeitgeber Ärger mit seinem Kunden. Er merkt, dieser Arbeitnehmer „bringt es nicht“. Er will ihn ganz schnell loswerden und legt ihm einen Aufhebungsvertrag vor. Dieser beinhaltet eine sofortige Beendigung des Arbeitsverhältnisses ohne Einhaltung einer (vielfach verwendeten 3-monatigen) Kündigungsfrist. Dann wird auch noch vereinbart, dass der Urlaub bereits genommen wurde und ansonsten keine Ansprüche zwischen den Parteien bestehen. Die „Möhre“, die dem Arbeitnehmer vor die Nase gehalten wird ist ein sehr gutes Zeugnis. Der Arbeitgeber winkt mit dem Zeugnis und sagt: „Nur heute und nur hier und jetzt mache ich dir dieses Angebot. Wenn Du nicht sofort unterschreibst, bekommst Du ein schlechtes Zeugnis.“ Der Arbeitnehmer fragt nach Sperrzeit. Der Arbeitgeber behauptet: „Wenn ich reinschreibe, dass Du ansonsten eine betriebsbedingte Kündigung bekommen würdest, kriegst Du keine Sperre.“ Der Arbeitnehmer ist verwirrt, glaubt dem Arbeitgeber und will das Zeugnis sichern. er unterschreibt. Dann schläft er eine Nacht drüber und merkt, dass er so richtig Sch… gebaut hat.
Die juristischen Fakten sind nämlich:
Was tun? Jetzt hilft nur noch Schadensbegrenzung. Ein Anwalt könnte ggü. der Agentur für Arbeit die Drucksituation schildern und dafür kämpfen, dass es keine Sperre gibt. Ob das gelingt hängt davon ab, ob sich die Agentur davon überzeugen lässt, dass eine Drucksituation herrschte und der Arbeitnehmer somit einen wichtigen Grund für die Beendigung hatte. Außerdem sollte der Arbeitnehmer nun zu einem Karrierecoach gehen, damit bei den nächsten Schritten im Kampf um einen guten Job nicht weitere Fehler gemacht werden.
In Zukunft heißt es aber: Immer eine Nacht drüber schlafen. Kein Angebot ist so gut, dass man es sofort annehmen muss. Zumindest nicht im Arbeitsrecht.