9 Jan
2015

Arbeitgeber: Frage nach der Schwangerschaft oder Familienplanung wirklich sinnvoll?

Die Frage nach der Familienplanung beschäftigt auch Arbeitgeber. Immer wieder werde ich damit konfrontiert, dass Arbeitgeber wissen wollen, ob und wann ihre Mitarbeiterinnen Kinder bekommen wollen und wie lange sie dann ausfallen. Dass diese Fragen sowohl im Vorstellungsgespräch als auch während des laufenden Arbeitsverhältnisses nicht erlaubt sind und den Arbeitgeber schon wegen einer Verletzung des AGG in Teufels Küche bringen können, ist hoffentlich bekannt. Warum wird diese Frage dann immer wieder gestellt und was fängt man mit der Antwort an? Kann die Antwort auf Dauer je befriedigend sein?

Zugegeben, es ist ein rein psychologischer und vielleicht auch philosophischer Blickwinkel auf die Frage der Familienplanung der Mitarbeiterinnen. In der Regel bekommen diese Frage immer noch Frauen gestellt. Verschiedene Fallgruppen von Antworten auf die Frage nach der Familienplanung sind denkbar.

Hier ein paar willkürliche Beispiele:

1. Ja, lieber Chef, ich will unbedingt Kinder haben. Ich denke, so in ein bis 2 Jahren soll es losgehen. Dann will ich mindestens 2 Kinder haben. Ich stelle mir jedoch vor, dass ich nach jedem Kind nur 6 Monate Auszeit nehme und dann voll wieder einsteige.

2. Kinder? Ich? Niemals. Ich bin eine Frau, die weiß, was sie will. Ich will Karriere. Kinder kommen in meiner Lebensplanung nicht vor.

3. Ich kann keine Kinder bekommen. Sie brauchen sich also keine Sorgen machen.

4. Ich will schon irgendwann Kinder. Aber das hat noch Zeit. Ich bin ja erst Mitte 20 und will mindestens 10 Jahre Berufserfahrung sammeln.

Die Antworten ließen sich beliebig fortsetzen. Ob die Frauen in den Fällen 2 bis 4 zulässiger Weise gelogen haben oder nicht spielt fast keine Rolle für das, was mit dem Arbeitgeber passiert, wenn „es“ passiert. Wenn in den oben genannten Fällen die Frau relativ schnell schwanger wird, ist der Arbeitgeber oft sehr erbost. Er fühlt sich hintergangen, denn zumindest in den Fällen 2 bis 4 hat die Frau in seinen Augen glatt gelogen. Dabei wissen wir alle nicht, warum die Frau in den genannten Fällen doch schwanger geworden ist.

Wir wissen nicht, ob sie bewusst gelogen hat, ob das Kind geplant war oder ungeplant. Fakt ist, der Arbeitgeber ist sauer, weil er auf seine Frage zwar eine Antwort bekommen hat und damit aber auch gleichzeitig Sicherheit glaubte bekommen zu haben. Denn Sicherheit war es, was er eigentlich wollte. Und da ist der Trugschluss. Diese Sicherheit gibt es definitiv nicht. Es ist absolut müßig, die Frage nach der Familienplanung zu stellen. Kein Mensch weiß, was die Zukunft bringen wird.

Kein Mensch weiß, ob sich eine strikte Kindergegnerin, die ungewollt schwanger wird, nicht zur Super-Mama entwickelt, wenn erst mal das Kind in ihr wächst. Wir können nicht in die Zukunft schauen und müssen es einfach nehmen, wie es kommt und für ein gutes Betriebsklima sorgen, damit unsere teuer ausgebildeten Fachkräfte auch mit Kindern gerne wieder bei uns einsteigen. Und: berufstätige Mütter, denen ein „guter Humus“ zum Gedeihen, also ein gutes Betriebsklima, geliefert wird, sind ziemlich dankbar.

Die juristisch per se gefährliche Frage nach der Familienplanung bringt also auch rein psychologisch gesehen beim Arbeitgeber und bei der Arbeitnehmerin nur Ärger und Verdruss. Wenn ein Arbeitgeber beabsichtigt, Frauen zwischen 16 und Ende 40 einzustellen, dann muss er mit Kindern rechnen.

By the way: Familientechnisch aus dem Schneider ist ein Arbeitgeber auch bei kinderlosen nicht: Gegen Anfang/Mitte 50 melden sich bei denen die Probleme mit den Eltern. Es ist besser, die Energie in flexible Konzepte zu stecken, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf möglich machen. Und da gibt es gute Ideen und Regelungsmöglichkeiten für die Gestaltung von Arbeitsverträgen noch und noch. Fragen Sie Ihren Anwalt.

von: Dr. Sandra Flämig | Kategorie: Aktuelles Arbeitsrecht Blog

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